Dyskalkulietherapie ist kein Nachhilfe- oder Förderunterricht
Von Rechenschwäche Betroffene benötigen hinsichtlich der individuell verschieden ausgebildeten falschen Rechenstrategien (sog. »subjektive Algorithmen«) darauf abgestimmte individuelle
Hilfen. Der klassische Förder- oder Nachhilfeunterricht ebenso wie vertiefender Schulunterricht führt bei rechenschwachen Schülern fast nie zum Erfolg, da dort
zwangsläufig der aktuelle Schulstoff Gegenstand ist und nicht die fehlerhaften Lernstrategien des Einzelnen. Schon allein wegen der Gruppengröße (auch in
Förderklassen) kann nur in seltenen Ausnahmen überhaupt an der individuellen Ausgangslage Einzelner angeknüpft werden. Begreifen lässt sich aber nun mal nicht üben! So verpufft bei Betroffenen mit spezifischen Rechenstörungen
meist jegliches Üben und "Festigen", da auf diese Weise die entscheidenden Grund- und Kerngedanken von Menge und Zahl für sie nicht zugänglicher gemacht werden. Und gerade die sind bei
solchen Schülern vorab entweder gar nicht oder mit gänzlich falschen Vorstellungen besetzt. Es handelt sich in solchen Fällen nicht einfach um "Lücken" im Wissen! Routinisieren & Einüben von Rechenwegen kann und will keine Erklärung bieten bzw. die Aufdeckung
fehlerhafter Rechenstrategien leisten und macht so wirklich nur Sinn auf der Basis von bereits erkannten und begriffenen mathematischen Zusammenhängen.
Die an unserem Institut durchgeführte Lernintervention geht in diesem Sinne auf die spezifische Lernausgangslage des Schülers ein, indem sie die individuellen fehlerhaften Rechenstrategien zum Ausgangspunkt nimmt und deshalb gerade kein einheitliches Programm anwendet,
das sich am irgendeinem vorgegebenen Stoff orientiert, sondern in Form einer integrativen Lerntherapie ein individuelles Bedarfstableau von Maßnahmen erstellt. Je nach den individuell
ausgeprägten Eigenarten und Störungen des Lernprozesses sowie der subjektiven Verarbeitung der Leistungsschwäche werden entsprechende Lehr- und Lernformen gewählt und aktuell
variiert. Unsere Therapieform der Lernbegleitung ist hierfür deshalb die Einzeltherapie oder auch (nur in speziell aufeinander abgestimmten Fällen) die Doppeltherapie.
In der Mathematik bauen Lerninhalte sachlogisch streng aufeinander auf. Es muss daher abgesichert sein, dass der Schüler die inhaltliche Argumentation nötigenfalls auch kleinster
Schritte nachvollziehen kann. Deshalb ist die zentrale Interventionsform der individual-therapeutische Lerndialog mit dem Betroffenen. Diesen zu führen, ist die Aufgabe eines mathematisch und
pädagogisch-psychologisch ausgebildeten Lerntherapeuten, der die Grundlagen der Mathematik auf den Fall spezifiziert darlegen kann.
Eine in die Lerntherapie integrierte Verlaufsdiagnose sichert prozessbegleitend die Lernfortschritte, so dass durch angepasste Lernschritte systematisch die Defizite im Lernstoff aufgearbeitet
werden können. Damit stiftet die Therapie von Beginn an ein begründetes und wachsendes Vertrauen der Schüler in ihr neu erworbenes Wissen und ihre Fähigkeiten.
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